FÖJ im Naturkindergarten Haidhausen

Freiwilliges ökologisches Jahr im Naturkindergarten in München-Haidhausen - für 2024/25 suchen wir wieder!

FÖJlerin und FÖJler für das nächste Kindergartenjahr 2024/25 gesucht! Wir freuen uns über deine Bewerbung!

Freiwilliges Ökologisches Jahr im Naturkindergarten Haidhausen - mehr zum FÖJ beim BDKJ Bayern http://www.bdkj-bayern.de

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Erfahrungsbericht von ehemaligem FÖJ

Raus in den Wald!

 

Vielen Jugendlichen ergeht es nach der Schule gleich. Sie haben zwar einen mehr oder weniger hart erarbeiteten Abschluss in der Tasche, wissen aber nicht so recht, wie es weitergehen soll. Studium, Ausbildung, reisen? Nur die wenigsten haben nach neun, zehn oder 12 Jahren Schule einen konkreten Berufswunsch. Für alle anderen bieten Angebote wie das freiwillige soziale und das freiwillige ökologische Jahr (FSJ und FÖJ) eine gute Möglichkeit, nach der Schule ins Berufsleben hineinzuschnuppern, etwas Geld zu verdienen und sich zu orientieren. Die Brüder Paul und Jan haben ihr FÖJ bei uns im Naturkindergarten Haidhausen gemacht und dabei nicht nur vieles erlebt, sondern auch Klarheit darüber gewonnen, was sie mal beruflich machen wollen.

 

Paul steht im Wald. Er ist umgeben von Ahorn, Hemlocktannen, Riesenlebensbäumen und Küstendouglasien. Er befindet sich Hope, Britisch-Kolumbien in Kanada. Es geht eine unglaubliche Ruhe und Kraft von diesen Bäumen aus. „In Kanada habe ich gelernt, was wirklich Wälder sind!“, lacht Paul. Obwohl er schon immer gerne draußen in der Natur unterwegs war, hat es eine Gruppe von 16 Kindern gebraucht, um ihn hierhin zu bringen, in die unendlichen Wälder Kanadas.

 

Paul ist gebürtiger Haidhausener. Nach seinem Abitur am Asam-Gymnasium in Giesing bewirbt er sich beim BDKJ für ein freiwilliges ökologisches Jahr, kurz FÖJ, im Naturkindergarten Haidhausen. Zusammen mit zwei weiteren Betreuern und 16 Kindern fährt Paul ein Jahr lang dreimal die Woche vom Johannisplatz aus mit der Trambahnlinie 15 in den Perlacher Forst. Hier erfahren die Kinder einen ganz anderen Spiel- und Erlebnisraum als in der Maximiliansanlage, wo sie den Rest der Woche unterwegs sind.

 

Vom freiwilligen sozialen Jahr hatte Paul schon während seiner Schulzeit viel gehört. Das ökologische Gegenstück dazu fand der 24-jährige Student der Forstwissenschaften nach eigenen Recherchen und war sofort angetan. Raus, weg von Tisch, Büchern, Stift und Papier. „Als ich auf das freiwillige ökologische Jahr gestoßen bin, war ich mir sicher, dass das genau mein Ding ist. Da ich bereits eine Jugendgruppe bei den Pfadfindern leitete und im pädagogischen Bereich gerne etwas fitter werden wollte, habe ich mich für den Naturkindergarten Haidhausen entschieden“, so Paul über seine Wahl für einen Kindergarten, denn typischer Weise bewerben sich die meisten für ein FÖJ im Arten- oder Umweltschutz. „Es war ein großartiges und lehrreiches Jahr und leider viel zu schnell vorbei. Ich durfte nochmal ein Jahr Kindheit erleben und dieses Mal konnte ich am schnellsten von allen rennen“, grinst Paul. „Am meisten Spaß haben mir die Spaziergänge im Wald gemacht. Gemeinsam mit den Kindern war es jedes Mal aufs Neue eine Entdeckungsreise und Abenteuer.“

 

Die pädagogische Arbeit hat Paul nicht nur gut gefallen, sondern auch gutgetan und sein Selbstbewusstsein gestärkt. Zu merken, dass man echt gefordert und eingebunden wird. Dass die Kinder schnell Vertrauen fassen und die Eltern sich mit Fragen zu ihren Kleinen auch an ihn wenden. Dass er im Team so herzlich aufgenommen und als gleichwertiges Mitglied behandelt wurde. „Es war schön zu sehen, wie einfach es ist, jemand anderem eine Freude zu machen: den Kindern mit simplen Spielen oder Anregungen; dem Team mit ein bisschen Mitdenken bei der täglichen Arbeit und Interesse an der Planung für das Besondere und den Eltern, wenn man total verdreckt aus der Trambahn steigt und die Kinder mit einem dicken Grinsen erzählen, wieviel Spaß sie heute hatten.“

 

Dass sein zwei Jahre jüngerer Bruder Jan im selben Kindergarten FÖJ gemacht hat, ist kein Zufall. „Ich wusste nach dem Abi nicht so recht, was ich studieren soll. Meine Vorstellungen schwankten zwischen Psychologie, Kommunikationswissenschaften und sogar Jura. Häufig kam eine neue Idee dazu, doch wirklich überzeugt war ich von keiner. Viele meiner Freunde sind nach dem Abi erstmal gereist, das wollte ich aber nicht. Ich brauchte Zeit, um mich zu orientieren. Paul hat immer von seinen Erlebnissen mit den Kindern berichtet. Davon, wie gut es ihm gefällt und wie viel Vertrauen ihm von allen Seiten entgegengebracht wird“, erzählt Jan. „Da dachte ich, warum eigentlich nicht und habe mich auch für das FÖJ beworben.“

 

Ein Jahr, das man so schnell nicht vergisst

 

Jan studiert Grundschullehramt in München. Das FÖJ hat den Brüdern, die beide am Asam-Gymnasium ihr Abitur gemacht haben, maßgeblich bei der Entscheidung für ihre weitere Lebensplanung geholfen. „Ich hatte wirklich ein Aha-Erlebnis, als ich gemerkt habe, wie gut ich mit den Kindern auskam. Nicht nur, dass ich Spaß an der Arbeit mit ihnen hatte, sondern auch, dass sie offenbar Spaß mit mir hatten!“, erzählt Jan und lacht. „Durch die umweltbildenden Seminare im Programm des FÖJ, die viele Zeit in der Natur und die Arbeit mit den Kindern hat sich mein Denken in vielen Bereichen geändert. Zum einen hat sich natürlich mein ökologisches Bewusstsein verändert, zum anderen wurde mir klar, später einmal mit Kindern arbeiten zu wollen.“

 

Auch Paul hat das FÖJ bei seiner Studienwahl geholfen. „Die Kinder haben ständig irgendwelche Fragen zu den Bäumen und Pflanzen gehabt. Es hat mich gewurmt, dass ich nur einen Bruchteil davon beantworten konnte. Und auch Zuhause haben mich ihre Fragen nicht losgelassen. Nach dem FÖJ war ich ein Jahr in Kanada. Als ich die Wälder dort gesehen habe, wusste ich, dass ich Forstwissenschaften studieren möchte“, so Paul. „Wenn ich jetzt ab und zu als Aushilfe in den Kindergarten komme, kann ich fast alle Fragen beantworten“, freut er sich. Da er sich derzeit für ein weiteres Jahr in Kanada aufhält, kommt das leider nicht allzu oft vor, wie sowohl Paul als auch das Betreuerteam, die Kinder und ihr Eltern bedauern. Dafür springt Jan in den Semesterferien öfter mal ein. „Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Alle freuen sich und man ist sofort wieder mit jedem vertraut, selbst mit den neuen Kindern“, meint Jan. „Es war eh toll, wie gut ich bei meinem Start aufgenommen wurde. Ich hatte wirklich das Gefühl, alle sind froh, dass ich da bin, dass ich ein wichtiger Teil des Ganzen bin. Ein schöne Erfahrung nach 12 Jahren Schule.“

 

Auf die Frage, wie es ist, sich bei jedem Wind und Wetter im Freien aufzuhalten, antworten beide, dass das eine reine Einstellungs- und Kleidungsfrage sei. „Das Wetter war nicht immer angenehm, logisch, aber ich habe gelernt, damit klar zu kommen und mir viel von den Kindern abgeguckt, denen das Wetter völlig egal war“, so Jan. „Fußball geht immer, auch bei Regen oder Kälte.“ Für die ganz schlimmen Tage findet die Gruppe sowohl im Perlacher Forst als auch in der Maximiliansanlage Unterschlupf in ihren beheizbaren Bauwagen. Dort wird dann gebastelt, gemalt und in Büchern geschmökert. „Ich habe schnell meine eigenen Aufgaben übernommen, am meisten lag mir aber das Vorlesen. Von einfachen Bilderbüchern machte ich den Schritt zu anspruchsvolleren und längeren Geschichten und hab schnell eine treue Zuhörerschaft unter den Kindern gefunden“, erzählt Jan.

 

Zum FÖJ gehören neben der Arbeit in der Einsatzstelle auch fünf über das Jahr verteilte Seminarwochen, die vom Träger, beim Naturkindergarten Haidhausen der BDKJ, organisiert werden. Ähnlich wie bei einer Projektwoche beschäftigt man sich intensiv mit jeweils einem Thema aus den Bereichen Umwelt- und Naturschutz sowie Ökologie. Diese Seminarwochen haben zum Ziel, den Horizont über die tägliche Arbeit hinaus zu erweitern und geben den Teilnehmern die Gelegenheit, sich mit Gleichaltrigen, die ebenfalls ein FÖJ absolvieren, Erfahrungen auszutauschen und ihre Erlebnisse zu teilen.

 

Marianne, die ihr FÖJ ebenfalls im Naturkindergarten Haidhausen gemacht hat, ist begeistert von den Seminaren, die immer an wechselnden Orten in Bayern stattfinden und bei denen die Jugendlichen die Themen selbst bestimmen dürfen. Die 18-jährige Münchnerin hat vergangenes Jahr am Michaeli-Gymnasium ihr Abitur gemacht und will ab Herbst Bauingenieurwesen an der TU studieren. Das Jahr bei den Naturkindern ist auch für sie eine willkommene Abwechslung. „Nach dem vielen Lernen für das Abi und dem stundenlangen Sitzen ist es schön, so viel im Freien zu sein, sich zu bewegen und auch nachmittags einfach mal frei zu haben“, berichtet sie.

 

Alle drei sind sich einig, dass sich das Jahr für sie gelohnt hat. Und alle drei sind sich sicher, dass auch ihre Kinder in einen Naturkindergarten gehen werden. Plätze sind auf jeden Fall schon mal für sie reserviert.

 

Wer sich für ein FÖJ in Bayern interessiert, kann sich auf der Seite des BDKJs unter www.foej-bayern.de umfassend informieren.

 

Dieser Bericht ist auch im Münchner Wochenanzeiger zu finden unter: https://www.wochenanzeiger.de/article/221988.html


Kontakt

 

Naturkindergarten Haidhausen e.V.

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